Die Weisheit des Alters

Rainer Herpichböhm und Heinz Schwamm vor Wolfgang Lettls letztem Bild: Opus 88 (unvollendet), 2007

„Ars moriendi“
im Minnesang (12.-15. Jh.)

Uhr

LETTL-Museum, Zeuggasse 9

ensemble für frühe musik augsburg
Rainer Herpichböhm - Heinz Schwamm

Eintritt frei - Spenden erbeten

Ein Konzeptalbum mit Altersliedern der Minnesänger, vermischt mit flashbackartigen instrumentalen, tänzerischen Aufheiterungen als Erinnerungen an die Jugendzeit, war seit einiger Zeit unser besonderes Anliegen. Die Ungewissheit, was auf die Dichter mit dem nahenden Tod zukommt, beschäftigt sie sehr. Glaubhaft berichten sie immer wieder in ihren Liedern über „die Erschütterung über die dahingehende Lebenszeit, über lebenslange Vergeblichkeit des Mühens, über geglaubten und beobachteten Verfall von Land und Welt.“

Und dennoch, trotz aller Realität in der Schilderung der Altersgebrechen, ist immer auch eine Freude am Artifiziellen, am Künstlichen, am dichterisch Gekonnten zu spüren - wie man im Liebeslied die Geliebte mit allen nur denkbaren Attributen belegt und diese kunstvoll anordnet, gibt es auch jetzt eine Fülle geradezu überschwänglicher und unnachahmlicher Wortschöpfungen.

So ist auch in all diesen Alters- und Abschiedsliedern eine Freude an der Präsentation zu spüren, der wir natürlich gerne nachgegangen sind - nach dem Motto eines Dichters aus viel späterer Zeit, der das Glück hatte, bis ins hohe Alter seine Lebenserfahrungen zu reflektieren und darüber zu schreiben: „Mit der Reife wird man immer jünger.“ (Hermann Hesse)

Und so hat uns das „Memento mori“ dieser Lieder nicht davon abgehalten, sie lebens- und lustvoll zu interpretieren, zu singen und zu musizieren.